1. Workshop: Vertritt dich doch selbst
vom 22. bis 23. Oktober 2022
im Arcotel Dresden in Dresden
Ich will auf dem Zug mitfahren und Kohlen nachlegen.
Bericht vom ersten Workshop
Am vergangenen Wochenende war es so weit – 19 junge Mensch (Careleaver:innen und Carereceiver:innen) aus weiten Teilen Sachsen trafen sich für zwei Tage in Dresden – der Auftakt für die Landesjugendkonferenz (Arbeitstitel). Inhaltliche Schwerpunkte dieser beiden Tage waren: Wieviel Erfahrung mit Selbstvertretungs- und Beteiligungsstrukturen bringen die jungen Menschen mit, was für Veränderungswünsche bezüglicher der Hilfen zur Erziehung haben sie eigentlich und wie kann gemeinsam für Veränderungen gesorgt werden, wie kann das Mitarbeiten in so einen Gremium so attraktiv sein, dass noch viel mehr junge Menschen Lust bekommen für sich und ihre Bedarfe einzustehen und wer sollte die erarbeiteten Wünsche und Forderungen aus der Landesjugendkonferenz heraus unbedingt hören? Außerdem war der Raum geöffnet, um Geschichten aus dem eigenen WG-Leben mit den anderen Teilnehmer:innen zu teilen.
Viele Fragen bewegten uns an diesem Wochenende, vieles wurde wieder deutlich. Die Wohngruppen arbeiten sehr unterschiedlich. Manche der Teilnehmer:innen haben viel Erfahrung mit Selbstvertretungsstrukturen, sind Gruppensprecher:innen in ihren Wohngruppen, bekommen Einladungen zu Teamberatungen und dürfen bei Bewerbungen mitentscheiden. In anderen Wohngruppen existieren Gruppensprecher:innen nicht, gibt es keine Gruppenstunden, in denen zum Beispiel alltägliche Dinge gemeinsam entschieden werden, wo Bewohner:innen zu keiner Zeit die Möglichkeit haben, mitzuentscheiden oder nur gehört zu werden.
Auch von rechtswidrigem Verhalten von Betreuer:innen und von Erschwernissen im Alltag in einer Wohngruppe wurde berichtet: Taschengeldentzug, Zwangsansparen, ganz unterschiedliche Formen, das den Teilnehmer:innen zustehende Geld auszuzahlen, Missachten der Privatsphäre, Gruppenbestrafungen oder die fehlenden Möglichkeiten, Spontan zu sein. Etwas wurde auch deutlich, dass alle Teilnehmer:innen ihre Rechte gar nicht oder nicht ausreichend kennen.
Während der zwei Tage entstanden erste großartige Ideen, mit welchen Mittel Veränderungen entstehen könnten. Es wurde ein mögliches Tauschprogramm von Wohngruppen, eine Veranstaltung nur gemeinsam mit Politiker:innen, verschiedene Formen und Möglichkeiten der Vernetzung untereinander und der gemeinsamen Weiterarbeit diskutiert.
Der Wunsch nach Vernetzung mit anderen Careleaver:innen und Carereceiver:innen bei den Teilnehmer:innen ist groß. Die Runde wird sich im Februar 2023 wiedersehen, um die Entwicklung von Selbstvertretungsstrukturen in Sachsen weiter voranzutreiben. Die Motivation der Teilnehmer:innen ist groß, Teil dieses Entwicklungsprozesses zu sein, gemeinsam erarbeitete Ziele für sich und andere zu erarbeiten und durchzusetzen, andere zu motivieren, über Rechte zu informieren , andere Wohngruppen kennen zu lernen und gemeinsam die Landesjugendkonferenz zu einer großen Bewegung zu machen.